Freie Fahrt auf allen Wegen

 

 

Mit dieser Schlagzeile titelten die Niederösterreichischen Nachrichten (NÖN) in der Ausgabe von Woche 19, 4.5.2015. Seit einiger Zeit fordern gewisse Interessensgruppen eine Öffnung aller Forstwege für Mountainbiker. Was droht uns da?

In der Tages- und Wochenpresse wird dieses Thema seit einiger Zeit „hochgekocht“. Eine Interessensgruppe und „vermeintliche Minderheit“ fordert die Öffnung aller Forstwege – die seinerzeitige Waldöffnung von 1974 ist heute nicht mehr zeitgemäß? Was anfangs nach einem Sturm im Wasserglas aussah, formiert sich mittlerweile zu einer ernsthaften Bewegung, mit der auch so mancher politische Vertreter Kleingeld wechseln will. Der Vorsitzende der „Naturfreunde Österreich“, eine der Interessensgruppen dieses Begehrens, ist kein geringerer als Mag. Andreas Schieder, Vorsitzender der Sozialdemokratischen Parlamentsfraktion. Er formulierte bei einer öffentlichen Diskussionsveranstaltung, dass „es ist nicht einzusehen ist, warum man auf Forststraßen nicht mit dem Rad fahren darf“. Tja, ob dieser hochrangige SPÖ-Funktionär damit einverstanden wäre, wenn ich mit meinem Rad durch seinen Garten fahre? Das Grundeigentum ist dieser „Bewegung“ ziemlich egal, es soll und muss heutzutage offenbar alles erlaubt sein, egal ob fremdes Eigentum beansprucht, beeinträchtigt oder gefährdet wird!? Soweit der vornehmlich populistische Zugang. Blickt man hinter diese Diskussion und schaut sich die Proponenten an, wird einiges klar. Ein Verbündeter der Naturfreunde Österreich ist der Verein „UpMove“, hinter dem in Wirklichkeit ein geschäftstüchtiger Personenkreis steckt, denn Radtouren, Kartenangebote und die eigene Homepage mit Mitgliederwerbung gehören erst einmal finanziert! Bei den Argumenten ist man öffentlichkeitswirksam und strapaziert den „Tourismus und die Vermarktungsmöglichkeiten des Radfahrens“ sowie das beliebte Thema „Volksgesundheit“. Die „Radfraktion“ in Österreich, die in Wald und Feld unterwegs ist (ohne städtische Radfahrer), wird auf über 800.000 Personen geschätzt. Setzt man diese Personengruppe in Relation zur Personengruppe der Jagdkarteninhaber mit ±135.000, scheint ein (politisches) Kräftemessen eher aussichtslos...

Und hier wird es wirklich brisant. Man schürt bewusst ein politisches Feuer, das mittlerweile auch bei der „Standespartei der Grundeigentümer“ erste Funken schlägt und Befürworter findet. Es darf spekuliert werden, ob dieses Thema zu einem späteren Zeitpunkt nicht vielleicht als politisches „Tauschobjekt“ dienen könnte, wenn es mal wieder um landwirtschaftliche Förderungen etc. geht? Auf Grundeigentümerseite (Landwirtschaftskammer Österr., Land&ForstBetriebe Österr., Österr. Forstverein etc.) hat man sich dieser Diskussion längst angenommen und vertritt einen eindeutigen Standpunkt: keine weitere Waldöffnung für Radfahrer/Mountainbiker! Der Schutz des Grundeigentums kann auch nur eine der grundlegenden Aufgaben dieser Standes-/Interessenvertretungen sein und nicht die der Jägerschaft! Auch wenn der Öffentlichkeit nicht bewusst ist, dass für einen Wildschaden, egal wodurch dieser ausgelöst oder begünstigt wurde, der Jagdausübungsberechtigte/Jagdpächter haftet, es überwiegt jedenfalls der Schutz des Grundeigentums. Es wäre zudem sehr gefährlich, wenn sich die Jägerschaft offensiv dieses Themas annehmen würde, denn die breite Öffentlichkeit würde umgehend attestieren, dass es „wieder einmal“ nur um die Jäger geht, denen man ihr Kleinod bewahren will... Wir Jäger müssen uns daher vollkommen aus dieser (politischen) Diskussion heraushalten, um die Grundeigentümer nicht zu schwächen!

Autor: DI Franz Ramssl; ÖPM Unternehmensberatung; www.ramssl.com