Die Legende des Hl. Hubertus

Vor langer, langer Zeit lebte einst ein junger Mann. Er war der Sohn eines Herzogs und führte ein lustiges, unbeschwertes Leben. Er ging auf die Jagd, trällerte ein Liedchen, ließ das Büchserl knallen und blies ins Horn. Zuhause erwartete ihn seine Ehefrau, die er sehr, sehr lieb hatte. So vergingen seine Tage auf das Angenehmste. Dann kam aber ein sehr trauriger Tag im Leben des Hubertus. Seine über alles geliebte Frau starb. Hubertus verging fast vor lauter Kummer und Gram.
In dieser düsteren Gemütsverfassung ging er auf die Jagd. Er betrieb eine zügellose Jagd, achtete nichts und niemanden mehr. Er unterschied in seiner Verzweiflung nicht mehr zwischen Recht und Unrecht. Er hatte alles verloren, auch seinen Glauben an das Gute in der Welt.

 

Wenn alle anderen Menschen in die Kirche gingen, um zu Gott zu beten, ging Hubertus am liebsten auf die Jagd. Gerade an Sonn- und Feiertagen, den Tagen des Herrn, begann er besonders eifrig zu jagen.

Er hetzte mit seinem Jagdgefolge und seiner Hundemeute höhnend durch die Menge der Kirchgänger. Keine Bitte der Menschen vermochte es, Hubertus, den wilden Jäger, wie sie ihn nannten, wieder auf den rechten Weg zu bringen. So jagte er durch die Wälder und Felder. Bis, ja bis plötzlich etwas geschah. Plötzlich trat ein Hirsch wie aus dem Nichts gekommen aus der sicheren Deckung der Bäume. Langsam, majestätisch und ohne jede Furcht vor Jäger und Hunden schritt er auf Hubertus zu. Nun erst sah der wilde Jäger, dass der Hirsch ein strahlendes Kreuz zwischen seinen Geweihstangen trug.

Noch ehe Hubertus vor Ehrfurcht auf die Knie fiel und in Staunen verharrte, begann der Hirsch zu ihm zu sprechen: "Hubertus, warum stellst du mir nach, während die Christenheit betet? Warum sündigst du am Tag des Herrn? Kehr um, gehe in dich, denke nach und tu Buße!"

Da gelobte Hubertus, sein Leben zu ändern: Gott und die Geschöpfe zu ehren, ein christliches Leben zu führen und die Jagd weidmännisch zu betreiben.

Nach Jahren der Besinnung ging er zu Bischof Lambert von Maastricht und ließ sich von ihm zum Priester weihen. Fortan lebte er ein frommes Leben. Er war gut zu den Menschen und lebte einfach, aber zufrieden und glücklich.

Bis heute verehren ihn die Jäger als ihren Schutzpatron und auch als den ihrer Hunde.
In Gedanken an ihn haben sie es sich zur Aufgabe gemacht, mit Wild und Wald in gottgefälliger Weise umzugehen.

Wenn heute ein junger Jäger sein erstes Stück Wild weidgerecht erlegt hat, so spricht der Jagdherr im Gedenken an den heiligen Hubertus oft folgenden Reim:

 

"Nimm, du Gsell, den grünen Bruch

und beherzige Hubertus´ Spruch:

Das ist des Jägers Ehrenschild,

dass er beschützt und hegt sein Wild.

Weidmännisch jagt, wie sich´s gehört,

den Schöpfer im Geschöpfe ehrt."