Lebensraum

Der Wandel von der Natur- zur Kulturlandschaft

 

Durch den Eingriff der Menschen im Laufe der Zeit in natürliche Ökosysteme hat sich ein Wandel von der Natur- zur Kulturlandschaft vollzogen. Die durch menschliche Gruppen und durch die Gesellschaft geprägte Landschaft - durch siedlungsmäßige Nutzung, Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehrsnetz, Turissmuss und einiges mehr - sind die wesentlichen Faktoren für diesen Wandel.  

Als Naturlandschaft bezeichnet man im strengsten Sinn eine Landschaft, die in Ihren Bestandteilen FLORA, FAUNA und in Ihrem Erscheinungsbild dem unbeeinflussten Naturzustand entspricht.

 

Eine Kulturlandschaft ist ein Raum dessen Gestalt deutlich durch die menschliche Landnutzung geprägt wurde und wird. Kulturlandschaften sind nicht nur ökologisch besonders wertvolle oder „schöne“ Orte, sondern Orte, zu dem die Menschen eine innige Beziehung haben.

  • Nutzung von Flächen für den Ackerbau, als Weiden oder Nutzwald

  • Änderung des Bewuchses durch Planzung, Rodung und Dündung

  • Be- und Entwässerung auf Nutzflächen, Moortrockenlegung, Wiesenentwässerung

  • Verschieden intensive Besiedlung  - Einöden, Siedlungen, Dörfer, Städte

  • Gewerbliche und industrielle Nutzung

  • Abbau von Rohstoffen – Sand, Kies, Ton bis hin zu Kohle

Der Übergang von der Naturlandschaft zu der Kulturlandschaft ist fließend. Ebenso wie der Mensch die Landschaft in seinem Sinne gestaltet tun dies im begrenzten Umfang auch die Tiere. Maulwürfe graben ihre Gänge, Füchse graben ihren Bau, Vögel bauen Nester und Biber bauen Dämme.

Erste nennenswerte Eingriffe durch den Menschen in die Naturlandschaft gab es zu Beginn der Jungsteinzeit, als die wandernden Jäger- und Sammlergesellschaften sesshaft wurden. In diesem Zusammenhang begannen der Bau von einfachsten Unterkünften, Ackerbau und gezielte Viehzucht.

Die Naturlandschaft wandelte sich mehr oder weniger schnell zur Kulturlandschaft, wobei lange Zeit beide Formen nebeneinander existierten. Die ersten starken Veränderungen setzten ein mit der Entstehung von größeren Bauwerken und Siedlungen. Die schnellsten Veränderungen, die bis heute anhalten, setzten ein, mit der Erfindung von Land- und Baumaschinen.

Ein bemerkenswerter Unterschied zwischen Natur- und Kulturlandschaften ist der Artenreichtum, sowohl der Pflanzen-, wie auch der Tierwelt. Für viele sicher überraschend: Der größte Artenreichtum findet sich in der Regel nicht in den Naturlandschaften sondern in den wenig intensiv genutzten Kulturlandschaften. Es folgen die Naturlandschaften, dann die intensiv genutzten Kulturlandschaften.

Wenn es keine Naturlandschaften gibt, dann kann es eigentlich auch keinen Naturschutz geben.

Grundsätzlich liegt in den Begriffen "Natur" und "Schutz" ein unüberwindlicher Gegensatz. Der Begriff Naturschutz führte zu dem Missverständnis, es müsse etwas unverändert erhalten werden.

Natur ist jedoch nichts Beständiges, vielmehr ist der ständige Wandel ihre wesentliche Eigenschaft.

Borkenkäfer, Stürme, Hochwasser und Naturkatastrophen wie Erdbeben verändern riesige Flächen, die sich in Jahren und Jahrzehnten wieder erholen, aber nie mehr ganz so sein werden wie sie waren.

Auch der Begriff Naturkatastrophen ist falsch, denn eine Katastrophe sind solche Naturereignisse alleine für den Menschen – nicht für die Natur.

In der Natur geht es immer weiter, mal langsamer, mal schneller, mal mit vielen, mal mit wenigen Arten.
Und tatsächlich: Die Gebiete, die bei uns unter Naturschutz stehen, sind eigentlich Kulturlandschaften.